Diverse Gedichte

geschrieben von Monika Minder, 2015

Ins Leise tragen

Auch wenn es draussen kalt ist
und alle Welt sich im Bunten wärmt,
will ich meinen Gedanken ins Leise tragen.
Ohne Worte dankt es in mir.

(© Monika Minder, 26. Dez. 2015)

Fliessen

Fliessen im Stehen
mit dem Schatten,
dieser Hälfte,
wenn nicht dem Ganzen,
Beziehung pflegen mit ihm
und trotz aller Angst
ruhig ins Unverlorene
schlafen.

(© Monika Minder)

Jenes Unvergängliche

Später gegen Abend als die
Vögel nach Hause gingen,
die Lichter uns weisen wollten,
hin zur Möglichkeit jenes
Unvergänglichen, an dem wir
so oft vorbeihetzen, nur um
irgendwo grösser zu scheinen,
wäre es ein Innehalten, das uns,
vielleicht, vor dem eigenen Verrat,
noch hätte retten können.

(© Monika Minder, 16. Dez. 2015)

Leere Blicke

Leere Blicke
schaffen Wirtschaftsklötze.
Krane ragen nicht nur
über Städte.
Wo Gräser Geduld
brauchten,
kreisen Tauben
in Kalendern
aus denen
der Wohlstand
tickt.

(© Monika Minder, 23. Nov. 2015)

Neu erfinden

Sich in die Herzen
der Menschen
lächeln

Da sein
in der Gegenwart
wo Worte
neu erfunden
werden müssen

Für Werte
die sich aufzulösen
scheinen.

(© Monika Minder)

Verschwommen

Verschwommen
das präzise Jetzt
in ein undurchdringliches
"Ich weiss nicht".
Eingesponnen
voller Lust
in den Nebel
der alles verwandelt.

(© Monika Minder, 29. Sept. 2015)

Zu Hause

Blau der Himmel,
nur zwei drei weisse Wölkchen.
Der Nebel hockt tiefer.
Sechs Grad für Ende September
macht frieren nach dem noch
in den Knochen liegenden Sommer.
Südenflieher senden erste Karten.
Die Wohnung ist geheizt.
Zu Hause ist,
wo Vögel ziehen.

(© Monika Minder)

Aufbrechen

Im Nebel lässt sich
gut aufbrechen,
wohin man will,
wenn man weiss,
wohin man will.

(© Monika Minder, 25. Sept. 2015)

Die Tage

Die Tage ersaufen
in nebeltrüben Wolken,
in Wegen, die man nicht
zurückgehen kann,
weil sie nicht mehr
passen.

(© Monika Minder)

Ein Blatt fällt vom Himmel

Ein Blatt fliegt vom Himmel,
wie wenn es wüsste,
wohin die Reise geht.
Mein Blatt ist leer,
es wartet auf Worte.
Ich werfe die Angst
in den Himmel,
damit die Träume
in die Blätter fallen können,
um das zu werden,
was sie sind.

(© Monika Minder, 27. Aug. 2015)

Zarte Seelen

Wer weiss, wo das Chaos
sich in die Ordnung webt,
ob das Paradies jenseits liegt
und in der Tragödie der Erde
ein Sinn geschrieben steht?

Wer weiss, wie die Welt
schmecken würde,
wenn die Liebe nicht
mit ins Grab genommen,
sondern verschenkt
worden wäre?

Wer weiss, was zarte Seelen
für Sterne brauchen,
damit ihre Herzen
nicht zu Tode
gedrückt werden?

(© Monika Minder, 13. Juni 2015)

Nach dem einen

Oft habe ich
nach dem einen Buch
gesucht, nach dem
einen Satz,
dem Wort,
das einem nicht
Linderung,
wenigstens aber eine
Erkenntnis brächte,
ein kleiner Ast,
auf dem man,
wie ein Vogel
zwischenlanden,
und mit einem
bekannten Ziel
vor Augen,
weiterfliegen
könnte.

(© Monika Minder, 9. Juni 2015)

Fühlst du es auch

Fühlst du es auch,
wie die Welt schwächelt?
Die Sonne geht zu früh auf
der Tag nimmt kein Ende,
die Schatten überdauern
die Nacht
ohne
geträumt
zu haben.

(© Monika Minder)

Freude

Du denkst dir Freude ins Gemüt,
nicht, weil du den Regen nicht magst,
aber weil Zuversicht und Hoffnung
manchmal miserable Freunde sind.

(© Monika Minder, 8. Juni 2015)

Komödie

Es scheint die Komödie
in der Welt und keiner
lacht sich die Furcht
vor dem Lächerlichwerden
zu Tode.

(© Monika Minder, 7. Juni 2015)

Früher

Früher flochten wir uns
Ketten aus Gänseblümchen
und Löwenzahn
summten
auf gelben Wiesen
unsere Liedchen
und rauschten
mit dem Bächlein
unsere Zehen
kühl.

Heute sitzen Kinder
vor Kästen und glotzen
bis sie gelb werden
in die Buntheit
des Zuviels.

(© Monika Minder)

Worte kiffen

Worte kiffen
sich mit verbalisiertem
Rauch
und klammern sich
an nicht getrautem
Wollen
zu einem Hustenanfall
in diesen sich sogar
ungekifftes
aus der Seele
kotzt.

(© Monika Minder, 6. Juni 2015)

Zaun versäumt

Zaun
versäumt
zu wenig
geriegelt
kränkend
flutete
Welt
durch
zu wenig
achtsam
mit Ja
und Nein.

(© Monika Minder)

Verschnaufpausen

Verschnaufpausen
von Abgetragenem
trödeln
durch Realität
ohne zu fragen,
ob es gut ist.

(© Monika Minder, 4. Juni 2015)

Das kleine

Ich möchte das kleine
"ich wünsche" und "ich will"
fühlen,
ernst und still,
und wenn nicht still,
sprengt es
alle Zäune.

(© Monika Minder)

Wie sollte ich

Wie sollte ich
den Mondschein sehen,
wo Sträucher die
bessere Beziehung
nach oben haben
und meine
kleine Welt
an einem
seidenen Wort
hängt,
dessen Faden
an der Wahrheit
zu zerreissen
droht.

(© Monika Minder, 2. Juni 2015)

Boden unter den Füssen

Der Boden schwebt
unter mir
und Chaos zieht,
ohne zu fragen,
ob es auszuhalten ist,
durch die Knochen.

Keiner weiss,
wie sich
Wände anfühlen.

Schicksal
hat viele Riegel
und das ist
das Tragische,
weil man
an manchen
Knöpfen
nicht mehr
drehen kann.

(© Monika Minder)

Staunen

Ich staune immer wieder
über die frühen Konzerte
der Vögel, in einer Zeit,
wo ich mich noch wach
halte und den
Wissenschaften,
die da sagen,
es gebe Eulen
und Lärchen,
vertraue,
weil Nacht schön ist,
die Sterne, der Mond,
und die Ideen
gross sind,
voller Lichter,
ganz ohne Schatten.

(© Monika Minder)

Die Zeit mit ihren Schritten

Die Zeit mit ihren Schritten,
den bunten Flicken,
dem ewigen Fliessen
und Unterwegssein.
Wer will, kann Uhren vertrauen
und Kalendern,
der Hoffnung,
wer zu kurz gekommen ist
der Ewigkeit.

(© Monika Minder, 31. Mai 2015)

Stille

Ein leises Hell schleicht sich durch
den frühen Morgen.
Plötzlich, das Zwitschern eines Vogels,
wie wenn mir die Stille genommen würde.
Was weiss der Vogel schon
von meinen Sorgen,
was geht's ihn an?
Was weiss ich schon vom Vogel,
der fröhlich den Morgen
zu besingen scheint?

(© Monika Minder, 28. Mai 2015)

Vergessen

Vergessen
das Wiegen
wo das Gestern
mit dem Morgen
über aufgewühlten
Träumen spielt.

(© Monika Minder)

Gott ist nicht tod

Übelst
das Wetter
spielt nicht mit
für lange Maiabende
auf der Veranda.
Traurigkeit
tropft aus der Seele
und die Dunkelheit
verträgt noch kein Licht
am Ende des Tunnels.
Da nützt kein
Vogelgezwitscher,
kein frühes Licht,
kein Flieder,
trüb bleibt trüb.
Und Gott ist nicht tod.

(© Monika Minder, 26. Mai 2015)

Nicht nach Hause finden

Wenn du den Weg nach Hause
nicht mehr findest,
keine Hand dich
aus dem Dunkeln
zieht,
du haderst
mit dem Sinn,
dich nichts mehr trägt
und kein Lächeln
mehr wärmt,
dann hast du
immer noch dich,
deine Wünsche,
deine Träume,
deine Liebe.

(© Monika Minder, 25. Mai 2015)

Schlaflosigkeit

Spätmaimorgen
sieben Uhr
grausam hell
und extrem lang
die Tage
und auch
die Schlaflosigkeit
zieht sich wie
ein roter Faden
durchs ganze Leben
ohne dass ich sie
heute noch
aufzuhalten
versuche.

(© Monika Minder)

Wo Leidenschaft verdorrt

Der Specht durchbohrt
den sanft erwachenden Tag,
klappert sich an ihm
die Fesseln wund,
schmettert ihn
bis zum tosenden
Applaus des
Alltagsverkehrs
zum Höhepunkt
der sich bewegenden
Masse in ihren
Trott des
schutzlosen
nach dem Abend
Gierens,
an Stellen,
wo, weil sie nicht
hinpassen,
ihre Leidenschaft,
kläglich
verdorrt.

(© Monika Minder)

Tag erwacht

Wenn ich die Läden
schliesse,
erwacht
der Tag,
jung und faltenlos
gehe ich nicht
ins Bett,
aber die Zeit
hat immer noch
Frühlingstage.

(© Monika Minder)

Träume leben

Mit jedem Schritt
Träume leben
Geschichte schreiben
Veränderung wollen
Schmerz fühlen
gestalten
zweifeln
über uns
hinauswachsen
innehalten
korrigieren
weitergehen
Glück erwerben.

(© Monika Minder, 22. Mai 2015)

Vergangenheit von Schwere befreien

Vergangenheit
von Schwere befreien,
im Neubeleben
ausleben und
ablegen,
damit der Weg
mit Gegenwart
gepflastert
werden kann.

(© Monika Minder)

Jahre

Jahre
mit angefangenen
Geschichten
erzählen
von unfertigem
Mut.
Einige rochen
nach Meer
andere
nach nichts mehr.

(© Monika Minder, 21. Mai 2015)

Tut ein Wort weh

Tut ein Wort weh,
setz ich Grenzen;
ist der Tag schwer,
leb ich nachts Schmerzen;
ist der Himmel grau,
wein ich aus den Wolken;
schweigt die offene Tür,
schreib ich Briefe.

(© Monika Minder, 18. Mai 2015)

Wenn die Zeit leer wird

Wenn die Zeit leer wird,
das Wort fehlt,
in einer unbegreiflichen Welt -
wo wir zerbrechlich sind.

(© Monika Minder, 13. Mai 2015)

Nicht wie alle

Nicht wie alle
der heutige Tag.

Vielleicht wie
einige
das kommt auf
die Jahre an.

Man könnte feiern
wenn man wollte
sich Mühe geben
lächeln.

Heute ist nicht
wie alle Tage.

(© Monika Minder, 7. Mai 2015)

Die Jahre

Die Jahre
drehen
den Tagen
den Hals
um die Liebe
und
vergessen
welche Zahl
die schönste
war.

(© Monika Minder, 5. Mai 2015)

Ein kleines Licht wäre schon viel

Es schlummert ringsum,
ich wage keinen Schrei.
Ich klage, wenn auch stumm
mehr Leben herbei.

Ich sehe es einfach nicht,
Zeit rollt vorbei.
Ein kleines Licht
wäre schon viel, verzeih!

Ich lebe, wenn ich leide.
Ich weiss.

(© Monika Minder, 1. Mai 2015)

Dopamin Wörterspiel

Zum Frühstück ein bisschen Dopamin,
(Kaffe tuts auch).
Mittags dann ein Aspirin,
(Schokolade hat dieselbe Wirkung und ist gesünder,
glaube ich wenigstens)
.
Zwischendurch ein Zvirin,
(von Zvieri abgeleitet, heisst bei uns so
viel wie Nachmittagspause).

Abends vielleicht ein Serotonin,
habe ich auch schon mal gehört, weiss aber
nicht, was es bedeutet.

Auf die Nacht unbedingt ein Tranquileichtes,
beispielsweise Kevin, Armin oder Finn ...
Einen Kevin und Finn hatte ich noch nicht,
aber wo es sich reimt wie ein Gedicht,
machts am meisten Sinn -
finde ich.

(© Monika Minder)

Von der Liebe reden

Komm, lass uns von der Liebe reden. Sie ist doch nicht nicht mehr? Erst, wenn Blumen sterben, regnet es ins Meer.

(© Monika Minder)

Was immer du möchtest

Was immer du möchtest,
mach nur die Augen auf.
Hoffnung bröckelt,
wenn man sich nichts getraut.

(© Monika Minder)

Flieder

Wie wenn der Flieder es gewusst hätte,
blüht er aus allen Zweigen.
Zarte Blüten wie Lieder
kostbar ins Blaue steigen.
Nur für dich.

(© Monika Minder, 27. April 2015)

Eine kleine Melodie

Vielleicht
hättest du heute eine kleine Melodie für mich.
Wie am Anfang der Kuss,
ziert mein Lächeln den Schluss.

(© Monika Minder, 20. März 2015)

Blicke

Jetzt fliessen sie wieder,
die Blicke aus dunklen Zeiten,
neugierig zum Andern.
Hell und bunt erhebt sich die Welt,
Spuren fragen, wo Licht sich bricht.
Einsamkeit und tote Zeit
tragen Furchen ins Gesicht.

(© Monika Minder)

Schaukelstühle

Schaukelstühle
ambivalent
schaukeln
Heimat
Daheim
fordern viel Tradition
zu viel
Norm
zerreisst.

(© Monika Minder)

Auf Worte warten

Auf Worte warten
wo das Meer nicht mehr tropft
mit schlechten Karten
an die Himmelstür geklopft
entartet
zu viel gewartet.

(© Monika Minder)

In den Tagen verbrennen

In den Tagen verbrennen,
suchen ohne zu finden,
sich verrennen,
sich schinden.
In den Nächten brennen,
finden ohne zu suchen,
benennen,
verbuchen.

(© Monika Minder)

Wer dich sucht, Liebe

Wer dich sucht, Liebe, findet dich nicht.
Wie selten du auch leuchtest,
und Leben uns versprichst,
still stehst du nicht.

Manchmal meinen wir dich zu halten,
in einem Moment von Ewigkeit.
Wo atemlose Worte Haut gestalten,
die am Tag noch duftend schreit.

(© Monika Minder, 15. März 2015)

Erste Blüten in der Sonne

Erste Blüten in der Sonne,
jeden Tag werden es mehr.
Die Kälte ist entronnen,
die Erde blüht und bebt.

(© Monika Minder)

Fade Tage

Es gibt so fade Tage,
trübes schwarzes Leer.
Keine spröde Frage
spannt ihre Flügel übers Meer.

Ein himmelhoher Gedanke
summt sich durch mattes Grau.
Wer singt die Lieder,
die beginnen mit dem Morgentau?

(© Monika Minder, 4. Jan. 2015)

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