Gedichte - Gedanken

geschrieben von Monika Minder, 2020

Die Wirklichkeit

Die Wirklichkeit hat wirklich viele Anfänge.
Spiegelnd in den Lücken sehnen sie sich
nach dem grossen kleinen Glück.
Die Freude, die ist eilig und an den Hängen
fegt der alte Wind die Bäume tot.
Die Wirklichkeit, die Wirklichkeit
sinkt langsam in ein neues Abendrot.

(© Monika Minder, 31. Dez. 2020)

Wissen wir um die Bedeutung der Zeit

Wissen wir um die Bedeutung der Zeit,
wo wir keine Sterne vom Himmel fallen sehen?
Der Takt ist aus dem Takt und weit,
weit liegen die Erinnerungen,
denen wir nie entfliehen konnten,
weil wir keine Vögel sind.
Wort für Wort, ohne einen Baum
gepflanzt zu haben, in der Schuld
der verdrängten Chancen
bleibst du namenlos stehen.
Alles fliesst, alles geht vorüber.
Im Geschmack der Angst
bleiben vielleicht Nuancen,
wenn es gut kommt Taten.

(© Monika Minder, 5. Nov. 2020)

Ich suche nach so etwas wie Hoffnung

Ich suche nach so etwas wie Hoffnung.
Fühle Schlaffheit in den Armen.
Die Blätter rauschen und frohlocken,
um meine Angst zu tarnen.

Irgendwann wird Zeit Geschichte.
Was bleibt wird weniger sein als verzichten.
Doch, wer erklärt den Kindern Gerechtigkeit
und den Wert von so etwas wie Freiheit?

Würde es mehr nach Zuversicht riechen,
und die Wälder durch Möbel rauschen,
wenn Unzählige Schuld tilgten, statt fliehen?
Die, die nur an sich Denkenden, Gierigen.

Einen Augenblick der Dauer anlegen,
statt einen Teil der Ewigkeit vergeuden.
Werden, was wir tun, nicht, was wir leugnen.
Wieder den Sinn berühren und bewegen.

(© Monika Minder, 16. Okt. 2020)

Worte verschenken

Worte verschenken, die Zeit duftet.
Man darf noch lieben.
Die Umwege über Rosen, schuften
und irgendwo liegen.

Vielleicht in Blumenwiesen,
wenn es sie wieder gibt.
Erste Vogelschwärme ziehen;
und wieder nur Rosen geliebt.

(© Monika Minder, 12. Okt. 2020)

Herbst kommt

Der Wind bläst wieder um die Ecken.
Bald werden die Blätter frieren.
Die Vöglein sich noch einmal necken
und am gewohnten Ort spazieren.

Mach mit den Blättern einen Haufen,
du wirst es nicht bedauern.
Der Igel kommt dann angelaufen,
und wird dir gern vertrauen.

(© Monika Minder, 6. Okt. 2020)

Julirot

Rot klatscht der Klatschmohn in den Wiesen.
Der Duft von Jasmin säuselt in Nasen.
Träume werden wahrsagen bevor wir niesen.
Es fehlt überall an Vasen.

(© Monika Minder, 3. Juli 2020)

Geh unter Sonne

Geh unter Sonne, lass die Sterne.
Liebe will durch Meere wallen.
Es fügt die Zeit sich aus der Ferne,
in deine Lust, stille Unendlichkeit.

Freundlich gehst du auf und unter,
rauschen Blüten unter goldnen Tagen.
Es lügt das Leben sich noch munter,
zuversichtlich, in die geheimen Fragen.

(© Monika Minder)

Von den Menschen

Man spricht von den Menschen und muss lachen,
das Gute geht, das Schlechte lässt man machen.
Nur manchmal lernt die Not noch beten,
einigen würde man lieber in den Hintern treten.
Und weil er meint, der Mensch, er sei so gut,
gehts ihm so schlecht, es fehlt an Mut.
Das System kanns auch nicht ändern,
und der liebe Gott starrt Löcher an die Wände.

(© Monika Minder, 2. Juli 2020)

Dankbar wie ein Baum

Wie klein das Leben manchmal ist,
was brauchen wir, was nicht?
Wenn wie ein Baum man dankbar ist,
und sich freut am Dunkeln wie am Licht,
sich dreht und auch mal inne hält,
ein Blütenblatt berüht, nicht immer eilt.

(© Monika Minder, 1.Juli 2020)

Monat Mai

Mai, Liebesdurst, lange Tage,
Vermählungslust, Freiheitsfrage.
Anfang und Ende und viele Sterne,
Sinn, immer wieder geboren werden.
Üppige Stunden, geizen mit der Zeit,
Zuversichtliches braucht die Welt.

(© Monika Minder, 19. Mai 2020)

Herzen

Herzen, denen die Öffnung fehlt wie der Seele
das Gewissen. Wir sitzen fest in erschlagenden Zeilen, Skizzen und Halbweisheiten. Luft holend schiffen wir uns Träume über Bord, suchen stellvertretend nach dem grossen Nichts und schieben das ausgediente Herz in eine Leere. Dass nichts mehr schmerzt, ist alltäglich geworden. Doch Unglücksstrophen fordern, wenn die Tage zu wenig hart sind.

(© Monika Minder, 9. Febr. 2020)

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