Geduld wird das Licht sein...

Kurzer Aphorismus, geschrieben von Monika Minder mit Gedanken zum Text, 2021

GEDULD WIRD DAS LICHT SEIN, DAS DIE ZUKUNFT POSITIV BEEINFLUSSEN WIRD.

Patience will be the light that will affect the future positively.

(© Monika Minder, 2. Nov. 2021)

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Naturbild mit diesem Aphorismus

Naturfoto mit schneebedeckten Zweigen

(© Bild Monika Minder, jegliche Nutzung braucht eine Genehmigung)

Gedanken zu diesem Aphorismus

Geduld ist keine tatenlose Stille, die sich dem willenlosen Leben hingibt oder schweigt, wenn es unbequem wird. Geduld, eine Tugend, die wir eher bei den Zen-Buddhisten vermuten, die es verstehen, so ganz im Hier und Jetzt zu leben und immer wissen, wann die richtige Zeit wofür ist. Auch die Natur zelebriert uns mit ihren Jahreszeiten diese Kunst der Geduld sehr schön.

Auf den richtigen Zeitpunkt warten, ruhen, reifen und wachsen lassen... .

Auf etwas oder jemanden warten ohne nervös zu werden, ist für viele Menschen kaum mehr möglich. Schon das tägliche, wenn nicht stündliche kontrollieren von Apps, sozialen Medien etc. steht für krankhafte Ungeduld. Nicht zuletzt wird auch eifrig an der Natur herumgezogen, damit sie noch schneller, noch mehr hergeben soll. Und im Umgang mit anderen Menschen sind viele noch ungeduldiger als mit sich selbst.

Geduld will so gar nicht in eine aktive, produktive, extravertierte, digitale und ständig wachsende Welt passen. Dabei wäre gerade sie das Licht am Himmel. Geduld ist für mich etwas zutiefst Weibliches. Geduld ist aber nicht einfach nur passives Warten. Vielmehr impliziert sie Feingefühl, Nachsicht, Hingabe, Toleranz, Sanftheit, Hoffnung, Vertrauen, Kraft, Weisheit..., sich zurück nehmen, denken, beobachten, wahrnehmen, hinein sehen, präsent sein...

Im Hier und Jetzt leben wie die Zen-Buddhisten, statt sich ständig Dingen zu widmen, die vergangen sind oder in der Zukunft liegen, fühlt sich ein bisschen fremd an. Bei jeder Aktion erwarten wir eine sofortige Reaktion, und mit den Gedanken sind wir eh meist bereits beim nächsten Termin oder sonstwo.

Was treibt uns so um?

Die Angst vor dem Alt werden, die Angst vor dem Tod, die Angst, nicht zu genügen, die Angst allein zu sein, die Angst vor der Leere, vor dem Nichts, die Angst, uns selbst zu entdecken und das, was wir eigentlich sind...

Nehmen wir nur mal die Angst vor dem Alt werden oder dem Sterben. Eine riesige Industrie lebt davon, dass wir Ängste und Empfindlichkeiten hätscheln, und nicht zuletzt damit das Vertrauen in uns selbst immer wie mehr verlieren. Statt wirkliche Sensibilität zu schulen, werden ungeahnte Energien verschwendet, um Rahmen und Schein aufrechtzuerhalten.

Den Fokus auf die Zukunft, den Tod gerichtet, rennen die meisten Menschen umher, ständig auf der Suche nach dem ewigen Leben, der ewigen Jugend, der ewigen Liebe, der ewigen Gesundheit, des ewigen Glücks... . Und täglich vergeht die Zeit. Zeit, die gerade jetzt stattfindet. Diejenige Zeit, in der ein ganz persönlicher Lebensabschnitt vorbeirast. Viele Menschen betreiben einen grossen Kraftaufwand, um mehr zu scheinen als sie je sein werden oder sein müssen. Dabei übersehen sie sich selbst am meisten.

Lebensabschnitte wahrnehmen in dieser lauten Welt, die an Reizen so gar nicht geizt, und dabei auch noch zu sich selbst finden, das wäre schon ein kleines Glück. Aber, was heisst das schon, zu sich selbst finden, wo doch die meisten gerne so sein würden wie die oder der, und in der Bewunderung für andere lieber sich selbst aufgeben als selbst etwas in die Hand zu nehmen.

Eine reizvolle extravertierte Welt, die ihre Tribute fordert. Abhängigkeit, Abstumpfung, Zerstörung... . Geistige Inhalte verkümmern und ureigene Bedürfnisse kommen im Bewusstsein schon gar nicht mehr an.

Stufen, so heisst der Titel eines der bekanntesten philosophischen Gedichte von Hermann Hesse. Er begreift das Leben als fortwährenden Prozess, bei dem auf jeden durchschrittenen Lebensabschnitt (Raum, Stufe) ein neuer Lebensabschnitt folgt:

"Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe..."


Das Leben als Abfolge von blühenden Stufen. Welch schöner Gedanke. Jede der blühenden Stufen braucht ihre Zeit, ihre Geduld. Die Natur kann uns davon ein Lied singen, versteht sie dies doch meisterlich. Jede Jahreszeit eine blühende Stufe für sich, die uns ihr Blühen, Wachsen, Reifen und Ruhen zelebriert.

Leben braucht Zeit, wie die Natur für ihre Jahreszeiten.

So scheint es eine Lebenskunst zu sein, sich dort abzuholen, wo man in seinem eigenen Lebensabschnitt gerade steckt. Eine Lebenskunst, die Innenschau fordert, ein Bezug nehmen zu sich selbst und ein Wahrnehmen von eigenen Impulsen. Wie mehr ich diesem eigenen Innern vertraue, wie mehr Selbstvertrauen entsteht.

Und wie war das noch, wer ein gesundes Selbstvertrauen hat, braucht vieles nicht.

(© Monika Minder)

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